Bona Berlin, Brainfart, Eslicer, Golif, Häkelbar, Human Robo, Käpten Nobbi, Maaike Dirkx, mittenimwald, Mone Uzi Crew und TONA
Kuratiert von Meike Schade
Portraits zeigen Personen. Eine Einzelne, manchmal eine Gruppe. Sie können farbintensiv und leuchtend sein oder in strengem Schwarz-Weiß gehalten. Verspielt und dramatisch. Ernst und kontemplativ. Und alles dazwischen.
In der Urban Art und Street Art geht es dabei weniger um bekannte Gesichter als um Menschen von der Straße, Aktivist*innen oder erdachte Figuren, die eine Idee transportieren. Statt in kontrollierten Räumen wie Galerien oder in den Medien findet diese Kunst ihren Platz zwischen den Menschen – auf der Straße, in der Nachbarschaft. So entsteht eine neue Form der Sichtbarkeit.
Sie entwickelt das Genre der Portraitmalerei weiter. In der Antike bis ins Mittelalter waren Portaits den Herrschenden vorbehalten. In der Renaissance wurde es zum Spiegel eines neuen Selbstbewusstseins – ein Portrait zeigte nicht nur, wer jemand war, sondern wie er wahrgenommen werden wollte.
Im 19. und 20. Jahrhundert wurden die Grenzen immer weiter verschoben. Die Fotografie machte das Portrait massentauglich, die Moderne suchte nach inneren Wahrheiten. Die Pop Art drehte das Verständnis schließlich radikal um: Ein Gesicht wird zum Logo, zum Symbol, und in seiner Reproduzierbarkeit massenhaft konsumierbar. Die Frage lautet nicht mehr: „Wer bist du?“ sondern: „Wie wirst du gesehen?“
Die Urban Art führt diese Linie weiter. Sie ist vielseitig beeinflusst: Sie enthält Street Art und Graffiti, Comics und Character Design, Fotorealismus und Druckgrafik – Hip-Hop und Punk – alles ist erlaubt.
So schafft zum Beispiel Bona Berlin arbstrakte, expressive Porträts – jeweils einzigartig in Form, Farbe und Material – die im öffentlichen Raum als starke Statements für hierarchiefreie Sichtbarkeit des Individuums stehen.
Eslicer kombiniert oft figürliche Portraits mit städtischen Themen, nutzt kräftige Farbpaletten und erhebt oder persifliert die Persönlichkeiten durch ergänzende Elemente.
Mone übersetzt Emotionen der Subkultur in nahezu abstrakte, vom Comic beeinflusste Gesichter.
Käpten Nobbi ist das Alter Ego von Paul Sous – ein schelmisch-charismatisches Primat im Matrosenoutfit, das aus Weggeworfenem und Alltagsmaterialien neu zusammengesetzt wird und so humorvoll wie kritisch unsere Konsum- und Wegwerfgesellschaft spiegelt.
So wird das Portrait in der Street Art zu einem Symbolträger: Es zeigt keine Person, sondern eine Haltung. Jede Figur ist Ausdruck einer individuellen künstlerischen Sprache – und zugleich Teil einer größeren Erzählung über die Stadt. In dieser Verbindung von Portraitmalerei und Character Design entsteht ein neues, zeitgenössisches Verständnis von Gesicht: nicht als Abbild, sondern als Message