Vor fünf Jahren starteten der Leipziger Bachfest-Intendant Michael Maul und der Musik-Journalist Bernhard Schrammek beim MDR die Podcast-Reihe »Die Bach-Kantate mit Maul & Schrammek«. Durch die 200 geistlichen Kantaten ihres Helden haben sich die beiden längst durchgeschwärmt. Inzwischen finden sie im »Bach-Kanal« weiterhin Woche für Woche gute Gründe, vor der Kunst ihres Helden verbal auf die Knie zu fallen.
Und weil Hamburg der Sehnsuchtsort von Johann Sebastian Bach und seinen Söhnen war, kommen die beiden amtlich zertifizierten Bach-Nerds an die Elbe, um zum einen Bachs zweitem Sohn, Carl Philipp Emanuel anlässlich dessen 312. Geburtstag zu gratulieren und um sich den berührendsten, aber auch witzigsten Bach-Momenten während ihrer fünfjährigen Reise durch das Meer der Bach-Kantaten zu widmen. Und dass Bach nicht nur Kantaten für die Kirche, sondern auch unfassbar tolle weltliche Kantaten geschrieben hat, sogenannte »Dramma per musica«, werden die beiden in Hamburg beleuchten. Bach wurde ja vorgeworfen, dass z.B. seine Passionen zu dramatisch und leidenschaftlich seien ...
Da Hamburg 2028 das 350. Jubiläum des einstigen Opernhauses am Gänsemarkt feiert, das im 17. Jahrhundert als europäisches Vorzeigeprojekt von den Bürgern der Stadt bezahlt wurde, liegt es nahe, sich auch dem »weltlichen« Bach zuzuwenden. Hätte Johann Sebastian, wenn er 1720 den Posten des Organisten an der Hamburger Hauptkirche St. Jacobi bekommen hätte, auch Kontakt zur Gänsemarktoper aufgenommen? Die Herren Reincken, Keiser, Mattheson, Händel und Telemann schrieben für dieses strahlende Opernhaus nicht nur hunderte von glanzvollen Barockopern, sondern sie schrieben damit echte Operngeschichte.
Hätte CPE Bach, wenn die Gänsemarktoper noch bespielt worden wäre, als er 1768 Hamburger Musikdirektor wurde, auch Opern für dieses Haus komponiert? Und was wäre gewesen, wäre Johann Sebastian Bach vom Protestantismus zum Katholizismus konvertiert und hätte – statt Johann Adolf Hasse – die Position als Hofkapellmeister am Dresdner Hof von August dem Starken bekommen? Das Dresdner Hofopernhaus mit seinen 2000 Plätzen zählte damals zu den größten europäischen Opernhäusern. Vielleicht hätte Bach möglicherweise Georg Friedrich Händel als Barockopernkomponist sogar noch übertroffen ...
Aber das sind natürlich alles Hypothesen, über die es nachzudenken lohnt. Und das Beste: Das Publikum darf bei der Live-Musik, die in dieser Veranstaltung musiziert wird, selbst mit abstimmen, welche Stücke denn nun wirklich die Bach-Arien für die einsame Insel sind, um dann andächtig zu lauschen, wenn diese von hochkarätigen Gästen rund um Bach-Spezialist Hansjörg Albrecht live zu Gehör gebracht werden. Maul und Schrammek selbst greifen natürlich ebenfalls zum Instrument!
Aber Achtung: Beide sind verdammt schlecht darin, ihre Begeisterung für die musikalischen Weltwunder ihres Meisters zu verstecken. Hohe Ansteckungsgefahr!
BESETZUNG
Michael Maul Gespräch
Bernhard Schrammek Gespräch
Hansjörg Albrecht Cembalo