Die Kunst der Fuge ist ein groß angelegter Zyklus von vierzehn Fugen und vier Kanons und zeigt in Vollendung die kontrapunktische Kunst der Fugenkomposition. Sie steht als Meisterwerk unerreicht und singulär für sich. 1802 erklärte der Bachbiograph Johann Nicolaus Forkel, dass »Die Kunst der Fuge für die große Welt zu hoch« sei. Im Laufe der Zeit hat sich dieses Bild des vergeistigten Werks geändert. Alban Berg wusste Anfang des 20. Jh., dass sie oft »für Mathematik gehalten wurde«; er dagegen war überzeugt, dass dieses Werk »tiefste Musik« sei.
Und für den Pianisten Glenn Gould gab es keine Musik, die ihn tiefer bewegte als die letzte, die unvollendete Fuge. Schaut man in die Noten, kommt man tatsächlich aus dem Staunen nicht heraus, angesichts der vielfältig miteinander verflochtenen Ideen. Als Spätwerk des Meisters ist sie unvollendet geblieben. Auch hierum ranken sich viele Gerüchte. Ist Bach beim Schreiben erkrankt? Hinderte ihn sein Augenleiden an der Fertigstellung? Hätte er nicht wie sonst auch das Werk seiner Werkstatt in die Feder diktieren können? Oder steht Die Kunst der Fuge, wie ein neues Buch von Meinolf Brüser nachweist, in der Tradition der Vanitas-Malerei und Bach inszeniert hier sein eigenes Ende?
In Anlehnung an diese Form der Kunst, die die Endlichkeit des Menschen zum Ausdruck bringt und die Demut vor Gott zeigt, beendet Bach Die Kunst der Fuge bewusst unvollkommen im Angesicht des eigenen Endes – ein Signum für das Wissen um die eigene Unvollkommenheit des kompositorischen Schaffens. Bemerkenswert ist diese These auch deshalb, weil Die Kunst der Fuge gemeinhin als die Conclusio von Bachs polyphonem Schaffen gilt, an dessen Vollkommenheit bisher niemand heranreicht.
BESETZUNG
CPE Bach Ensemble Orchester
Hibiki Oshima Violine
Naomi Seiler Viola
Thomas Tyllack Violoncello
Franziska Kober Kontrabass
Hansjörg Albrecht Cembalo
PROGRAMM
Johann Sebastian Bach
Contrapunctus XVIII