Der Dichter als Schüler und Erzieher. Zum Verhältnis von Künstlertum und Pädagogik bei Thomas Mann
- Vorträge & Diskussionsrunden
Vortrag von Dr. Michael Navratil (Berlin)
Dass Thomas Mann selbst ein schlechter Schüler war, gehört zu den gerne erzählten Anekdoten der Thomas Mann-Biografik. Auch in Manns Werken haben es die Protagonisten mit ihren Lehrern oft schwer: Man denke an die autobiografisch geprägten Figuren des Hanno Buddenbrook und Tonio Kröger, aber auch an den unterrichtsscheuen Felix Krull im Hochstapler-Roman. Die künstlerischen Neigungen dieser Figuren führen nicht selten zur Untauglichkeit für den Schulbetrieb sowie zu Konflikten mit den Lehrenden.
Diesem negativen Entwurf gesellen sich in Thomas Manns Werk allerdings zahlreiche weitere, zum Teil deutlich positivere Semantiken des Pädagogischen bei: Bemerkenswert sind vor allem die häufigen Mentorenverhältnisse, in denen der negativ-konnotierten schulischen Ausbildung eine andere, nicht selten künstlerische Komponente hinzugefügt wird. Nicht zuletzt war Thomas Mann der Meinung, dass von der Kunst selbst eine erzieherische Wirkung ausgehen könnte – wenn auch gewiss nicht im Sinne direkter Handlungsdirektiven.
Der Vortrag widmet sich dem komplexen Verhältnis von Künstler- und Pädagogentum bei Thomas Mann, und zwar sowohl in einer kleinen tour de force durch das literarische Werk wie auch mit Blick auf einschlägige Essays des Autors.
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