Seit seiner umjubelten Uraufführung in Birmingham 1846 ist Mendelssohns Elias ohne Frage eines der erfolgreichsten und wirkmächtigsten Oratorien überhaupt. Der wichtigste Grund dafür ist sicherlich die dramatische Anlage des Werkes. Mendelssohn setzt Maßstäbe für die Gattung als Ganzes, indem er den epischen biblischen Bericht in eine stringente, szenisch-dramaturgisch genial konzipierte Handlung umformt.
Sie ermöglicht es ihm, die Stationen des biblischen Geschehens wie Dürre, Feuer, Regen und Gotteserscheinung in packende musikalische Bilder zu fassen. Unüberhörbar zeichnen die Streicher das Bild der züngelnden Flammen, choralartig erklingt die Demut des bekehrten Volkes aus dem Chor und das Brausen der Wasserwogen nach dem erlösenden Regen ist vielleicht niemals plastischer in Musik gefasst worden.
Dem dramatischen Sog der Handlung kann man sich vom ersten Moment an nicht entziehen, wenn Elias über finsteren Bläserakkorden eine lange Dürre prophezeit und damit den Vorhang öffnet. Er wendet sich kämpferisch gegen den Baalskult des Volkes im Reich von König Ahab und fordert die Anhänger Baals in einer genial konzipierten, geradezu opernhaften Szene heraus: Ein Brandopfer soll dargebracht, aber kein Feuer darangelegt werden. Die Baalim beten zu ihrem Gott, aber die immer wilder werdenden und durch den Spott Elias unterbrochenen Anrufungen verhallen ungehört in effektvollen Generalpausen.
Mit einem schlichten, innigen Gebet bewirkt Elias schließlich, dass das Feuer vom Himmel fällt und zeigt so, wer der wahre Gott ist. Diese Machtdemonstration bekehrt das Volk, so dass nach drei Jahren endlich wieder Regen fällt. Doch dieser Triumph ist nicht von Dauer: Die Königin verführt das Volk und hetzt es in einem spannungsgeladenen Dialog gegen Elias auf.
Vor der aufgepeitschten, mordlüsternen Menge muss Elias in die Wüste fliehen und resigniert einsehen, dass er letztlich gescheitert ist. Menschlich nahbar und verletzlich sucht er Gottes Nähe und wird ihrer auf dem Berg Horeb auch in einer mystischen Szene teilhaftig. Der Erscheinung Gottes gehen, von Chor und Orchester farbig-tonmalerisch ins Bild gesetzt, Wind, Erdbeben und Feuer voraus, dann erst naht er in einem stillen, sanften Säuseln. Gestärkt von dieser Erfahrung hält Elias eine letzte Predigt und fährt schließlich in strahlendem Licht in den Himmel auf.
BESETZUNG
Altonaer Singakademie Chor
SinfonieOrchester Tempelhof Orchester
Bogna Bernagiewicz Sopran
Susanne Veeh Sopran
Inka Stubbe Alt
Veronika Wolgast Alt
Karl Hänsel Tenor
Andreas Preuß Tenor
Henryk Böhm Bass
Tom Kessler Bass
Emil Thomas Knabensopran
Camerata Bergedorf Kammerorchester
Christoph Westphal Leitung
PROGRAMM
Felix Mendelssohn Bartholdy
Elias