Endstation Sehnsucht
  • Ballett & Tanz

© Foto: Kiran West

John Neumeiers choreografierte Version des Theaterklassikers von Tennessee Williams wurde ursprünglich 1983 mit Marcia Haydée und dem Stuttgarter Ballett uraufgeführt. Die tragische Geschichte um Verlust, Liebe und Gewalt wurde für Williams der endgültige Durchbruch und brachte ihm den begehrten Pulitzer-Preis ein. Vor allem die Verfilmung von Elia Kazan von 1951 mit Vivien Leigh und Marlon Brando in den Hauptrollen machte sein Stück weltbekannt. Tennessee Williams' Dramen haben auf John Neumeier schon immer einen starken Eindruck hinterlassen, 2019 kreierte er "Die Glasmenagerie".

VOR DER AUFFÜHRUNG ZU LESEN

"Man hat mir gesagt, ich soll eine Straßenbahn namens 'Sehnsucht' nehmen, dann in eine andere, namens 'Friedhof', umsteigen und nach sechs Querstraßen aussteigen – bei den 'Elysischen Gefilden'", berichtet Blanche DuBois ihrer Schwester Stella während der Ankunft in New Orleans. Blanche musste den Familiensitz Belle Reve verlassen, als er verloren ging. Nachdem man ihr nahe gelegt hat, ihre Arbeit als Lehrerin aufzugeben, sucht sie bei der jüngeren Schwester Zuflucht. Stella ist mit dem Arbeiter Stanley Kowalski verheiratet, der von Blanche wegen seiner Grobheit und Herkunft aus einer polnischen Einwandererfamilie verachtet wird. "Tausende und Tausende von Jahren der Entwicklung sind an ihm vorübergegangen, wirkungslos – ein Überlebender aus der Steinzeit", wird sie später feststellen. Doch auch ihr kultiviertes, leicht affektiertes und mitunter blasiertes Verhalten reizt Stanley zu rohem und vulgärem Benehmen, bis hin zu brutalen Ausbrüchen. Seine herzlose Kälte gegenüber Blanche ist aufgeladen mit sexueller Energie. In den beengten Wohnverhältnissen, die ein Abbild des dicht bebauten französischen Viertels geben, kommt es schnell zu Spannungen, die durch Blanches Unvermögen, Realität und Illusion voneinander zu trennen, in die Katastrophe münden. Fließende, sich gegenseitig überblendende Welten verstellen Blanche den Blick auf ihre tatsächliche Situation.

John Neumeiers Ballett setzt am Endpunkt des Dramas an, in der Irrenanstalt. Es erzählt Blanches Vorgeschichte und taucht ein in die fragile, in Auflösung begriffene Welt von Belle Reve. Blanches Erinnerungen führen sie zurück in den Sommer, als die Schwester Stella den Ort ihrer Heimat verließ und Blanche ihren Hochzeitstag beging. Traditionelle, zur oberen Mittelklasse gehörende Hochzeitstänze und Gratulationen bestimmen die Szene. Mitten drin ein attraktiver, nervös aussehender, einzelner junger Mann; er küsst Blanches Bräutigam Allan in dem Moment, als sie durch die Menge kommt. Ein Schock, ein Schuss, der Blanche für immer von Allan trennt. Und der erste der Todesfälle auf Belle Reve. Mit jedem Hinscheiden der Familienmitglieder stirbt der einstmals so stolze Landsitz etwas mehr. Blanche kann das Familienanwesen nicht mehr halten und flüchtet sich in schnelle Bekanntschaften.

Später wirkt New Orleans auf sie gefräßig, stinkend, hektisch, habgierig verkommen durch die Vielzahl der Geräusche, des Lärms und der Menschen. Das entspricht äußerlich dem schonungslosen Geschehen, welches zwischen Blanche und Stanley ausgetragen wird und in der Vergewaltigungsszene zum Eklat führt. Nichts ist für Stanley erotischer und erregender als ihr 'vornehmes' Getue. Sex bedeutet für ihn Vorherrschaft. Alles, was ihn herausfordert, erregt ihn. Und er missbraucht, wonach Blanche so dringend greift: ein aus der Tradition des neunzehnten Jahrhunderts stammendes Bedürfnis nach Schutz.

"Für mich", so John Neumeier, "ist 'Endstation Sehnsucht' eines der größten Stücke der amerikanischen Literatur. Es fasziniert mich durch das besondere Ambiente und die Problematik der alten Südstaaten". Das Bühnenwerk von Tennessee Williams – einer der größten Erfolge des amerikanischen Dramatikers – brachte ihm den begehrten Pulitzer-Preis ein. 1983 schuf John Neumeier seine Version für das Stuttgarter Ballett. Der erste Teil ist musikalisch mit Sergej Prokofjews "Visions fugitives" unterlegt, die der Komponist zwischen 1915 und 1917 schrieb. Im zweiten Teil erklingt Alfred Schnittkes 1974 uraufgeführte Erste Sinfonie.


Musik: Sergej Prokofjew – Visions fugitives op. 22, Alfred Schnittke – Sinfonie Nr. 1
Choreografie, Inszenierung, Bühnenbild, Kostüme und Lichtkonzept: John Neumeier

Musik vom Tonträger

2 Stunden | 1 Pause
1. Teil: 40 Minuten, 2. Teil: 55 Minuten

URAUFFÜHRUNG:
Das Stuttgarter Ballett, Stuttgart, 3. Dezember 1983
PREMIERE IN HAMBURG:
Hamburg Ballett, 30. April 1987

ORIGINALBESETZUNG:
Blanche DuBois: Marcia Haydée
Stanley Kowalski: Richard Cragun
Stella, Blanches Schwester: Lisi Grether
Harold Mitchell (Mitch): Vladimir Klos
Allan Gray: Johannes Kritzinger
Allans Freund: Paul Chalmer
Ein Soldat: Randy Diamond
Kiefaber: Christian Fallanga
Shaw: Stephen Greenston

GASTSPIELE:
1988 Milwaukee 1989 Leverkusen 2010 Baden-Baden 2012 Hongkong 2024 Baden-Baden

IM REPERTOIRE:
Das Stuttgarter Ballett
Norwegisches Nationalballett
Pittsburgh Ballet Theatre
Tschechisches Nationalballett

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