The Times Are Racing
  • Ballett & Tanz

© Foto: Kiran West

Wie die Zeit vergeht. Und wie die Zeiten sich ändern. Wir leben in einer Zeit des rasant schönen Nebeneinanders der Stile – und so ist auch dieser mehrteilige Ballettabend gemeint. "The Times Are Racing" vereint vier Choreografien und spannt einen Bogen über die letzten 50 Jahre Tanzgeschichte.

1974, in ihrer zweiten Spielzeit als Leiterin der Tanzsparte in Wuppertal, choreografierte Pina Bausch "Adagio" als Eröffnung eines zweiteiligen Stücks. 50 Jahre später wird dieses Werk nun am Hamburg Ballett rekonstruiert und wieder auf die Bühne gebracht. Zu dem ersten Satz aus Gustav Mahlers 10. Sinfonie, gespielt von dem Philharmonischen Staatsorchester Hamburg, entfaltet sich eine poetische Situation. In scheinbar zufälligen Begegnungen der 22 Tänzer*innen und in alltäglich anmutenden Momenten entsteht durch tänzerische und theatrale Mittel eine subtile Dramatik und faszinierende Intensität des Ausdrucks. Das ist großes Theater in kleinen Gesten: tragen und getragen werden, fliegende Haare, wehende Kleider, und bis auf einen einzigen Stuhl braucht es keine Requisiten. Bausch lässt die Tänzer*innen durch zutiefst menschliche Zustände gehen, ob Verzückung oder Verzweiflung, Widerstand oder Hingabe.


"Variations for Two Couples" ist ein klassischer Hans van Manen. Der niederländische Choreograf ist ein Meister im Kreieren von Beziehungen und vielsagender Spannung. Die titelgebenden zwei Paare treten nacheinander auf, wechseln sich ab, beobachten sich. Jedes Tanzpaar scheint dabei auf einer übergeordneten Ebene miteinander vertraut, beinahe verheiratet, und provoziert sich doch hin und wieder auf spielerische Weise. Ihre Körpersprache ist neoklassisch streng und kontrolliert, wird aber durch Elemente des Standardtanzes oder die für van Manen so typisch geflexten Hände aufgebrochen. Die Choreografie von 2012 ist ungebrochen erotisch elegant, schlicht und doch hoch virtuos, mit einem untrüglichen Gefühl fürs Timing und einem Augenzwinkern an den richtigen Stellen.
Bühne und Kostüm stammen von Keso Dekker, den mit Hans van Manen eine langjährige Zusammenarbeit verbindet, aus der über 60 gemeinsame Kreationen hervorgegangen sind.

Mit "The thing with feathers" stellt sich Demis Volpi dem Hamburger Publikum vor. Der Titel des Balletts, das 2023 uraufgeführt wurde, ist dem Gedicht "Hope is the thing with feathers" von Emily Dickinson entlehnt. Das Stück für 14 Tänzer*innen ist eine Geste der offenen Arme und eine Huldigung der Individualität, die eingebettet ist in den Glauben an eine von Fürsorge und Mitmenschlichkeit durchzogene Gemeinschaft. Zu Richard Strauss' "Metamorphosen" entfacht Volpi ein berührendes Wechselspiel aus Trauer, Freude und Lust, das die Momenthaftigkeit des Tanzes voller Optimismus beleuchtet. Dirigent Vitali Alekseenok, der diese Arbeit als musikalischer Leiter am Ballett am Rhein in Düsseldorf betreut hat, beschreibt Strauss' "Metamorphosen", ein Werk für 23 Solostreicher*innen, als eine Klangwolke, in die man eintaucht und das Zeitgefühl verliert. Volpis Choreografie ist für ihn die Sichtbarmachung der Musik: Einzelne Linien der Klänge verbinden sich mit der Form des menschlichen Körpers. Klang und Körper verstärken sich gegenseitig.

Cooler kann Ballett nicht sein! Den Schlusspunkt des mehrteiligen Abends bildet Justin Pecks titelgebendes "The Times Are Racing". Peck, der seit zehn Jahren Hauschoreograf des New York City Ballets ist, kommt ganz klar aus der Tradition des neoklassischen Balletts eines George Balanchine und schuf mit "The Times Are Racing" ein fulminant frisches und erhebendes Werk. Getanzt wird in Sneakers, was den Bewegungen eine jugendliche Spontaneität gibt. Stilistisch ist die choreografische Sprache von rasantem und komplexem Stepptanz durchzogen, den Justin Peck als Kind zunächst erlernt hatte. Pecks Werk ist eine Auseinandersetzung mit seiner amerikanischen Heimat, der Weite und des Tempos des Landes, seinen hoffnungsvollen Idealen, aber auch einer düsteren politischen Realität. So sind die bunten Alltagskostüme des Modedesigners Humberto Leon vereinzelt mit politischen Botschaften wie "Resist", "Unite", "Act" versehen. Wie die Turnschuhe laden auch die Kostüme dazu ein, sich stärker mit den Tänzer*innen zu identifizieren. Das Hamburg Ballett zeigt als erste europäische Compagnie diese Choreografie Justin Pecks.


ADAGIO
Aus "Adagio – Fünf Lieder von Gustav Mahler"

Musik: Gustav Mahler – Adagio aus der 10. Sinfonie
Choreografie: Pina Bausch
Bühne, Licht, Kostüme: Karl Kneidl


Eine Rekonstruktion der Pina Bausch Foundation mit dem Hamburg Ballett 2024.

URAUFFÜHRUNG:

Tanztheater Wuppertal Pina Bausch, Opernhaus Wuppertal, 8. Dezember 1974


VARIATIONS FOR TWO COUPLES
Musik:
Benjamin Britten – Streichquartett in F-Dur Teil 2 (Andante)
Einojuhani Rautavaara – Pelimannit, Opus 1, Teil 2 (Kopsin Jonas)
Stefan Kovacs Tickmayer – Lasset uns den nicht zerteilen, nach Johann Sebastian Bach
Astor Piazzolla – Melodía en la menor (Canto de Octubre), Bearbeitung für Violinsolo und Streichorchester, Orchester von Bob Zimmerman
Choreografie: Hans van Manen
Licht: Bert Dalhuysen

URAUFFÜHRUNG:
Dutch National Ballet, Dutch National Opera, Amsterdam, 15. Februar 2012


THE THING WITH FEATHERS
Musik: Richard Strauss – Metamorphosen für 23 Solostreicher
Choreografie und Bühnenbild: Demis Volpi
Kostüme: Thomas Lempertz
Licht: Volker Weinhart

URAUFFÜHRUNG:
Ballett am Rhein, Opernhaus, Düsseldorf, 29. Mai 2023


THE TIMES ARE RACING
Musik: Dan Deacon – USA I-IV aus dem Album "America"
Choreografie: Justin Peck
Kostüme: Humberto Leon
Lichtdesign: Brandon Stirling Baker

URAUFFÜHRUNG:
New York City Ballet, David H. Koch Theater, New York, 26. Januar 2017

PREMIERE IN HAMBURG:
Hamburg Ballett, 28. September 2024

Dies ist ein Eintrag aus der Veranstaltungsdatenbank für die Metropolregion Hamburg.
Für die Richtigkeit der Daten wird keine Haftung übernommen.
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