Seit über 20 Jahren saust ein funkensprühender Schlitten über die Besucher des Weihnachtsmarktes auf dem Rathausplatz hinweg. In ihm sitzt der weihnachtsverrückte Hochseil-Artist Rambo Bügler im feuerfesten Kostüm. Unsere Autorin Lena Frommeyer schaut hinter die Kulissen der Hamburger Tradition.
Der Weihnachtsmann erklimmt die Brüstung, hält inne, um noch einmal die schwarzen Lederhandschuhe zu richten. Dann packt er zu, zieht den Schlitten zu sich heran und klettert unerwartet behände in das bedrohlich schwankende Gefährt. Vor der Abfahrt in luftiger Höhe wird noch die rote Mütze justiert, dann nimmt Santa die Zügel der Rentiere in die Hand und beginnt seinen Flug über den Hamburger Rathausplatz.
Dreimal am Tag wiederholt sich diese Prozedur. Dann schnellen die Blicke der Besucher des Weihnachtsmarktes nach oben. Dort ist ein Drahtseil gespannt, vom großen Weihnachtsbaum am Alsterfleet bis hin zum östlichen Flügel des Rathauses. Von hier aus saust der Weihnachtsmann über ihre Köpfe hinweg. „Ho ho ho“, schallt es aus den Lautsprechern. Im Kostüm steckt seit über 20 Jahren derselbe Mann. Sein Name ist Rambo. Und er ist Profi.
Rambo Bügler ist Teil einer berühmten Familie von Hochseilartisten, als Kind wurde er sogar in luftiger Höhe getauft. Mit seiner Frau und seinen Kindern bereist er heute die ganze Welt. Zuletzt machte er in Thessaloniki in 62 Metern Höhe einen Kopfstand und fuhr mit dem Motorrad über das Hochseil. Im nächsten Jahr geht die Familie für ein Engagement auf die arabische Halbinsel In der Zwischenzeit ist Rambo der Hamburger Weihnachtsmann. Vier Wochen lang. Eine Tradition.
„Das erste Mal war ich erst 13“, erinnert er sich. Damals richtete der Zirkus Roncalli den ersten historischen Weihnachtsmarkt in der Hamburger Innenstadt aus. Und wo ein Zirkus war, durften Artisten nicht fehlen. Unter dem Schlitten war damals noch eine Wolke befestigt. Auf dieser saß Rambos spätere Frau Ramona, als Engel verkleidet. „Wir waren sehr nervös“, sagt der heute 30-Jährige. „Bei den ersten Interviews wurde mir noch vom Pressesprecher zugeflüstert, was ich sagen soll.“
Heute ist er da abgeklärter und schlendert nach der Vorstellung über den Markt, posiert für Selfies mit kleinen Kindern und aufgeregten Damen. „Hallo Weihnachtsmann“, ruft es aus allen Ecken. Auch bei leichtem Nieselregen kommt so besinnliche Stimmung auf. In den hübsch beleuchteten Holzbuden arbeiten die Handwerker. Ein Schmied schlägt beherzt auf sein Metall ein, Bäckerinnen schubsen Schmalzkuchen in‘s heiße Fett. In der Spielzeuggasse klickern und klackern die Holzspielzeuge und das nostalgische Karussell aus dem Jahre 1932 dreht munter seine Runden. Jährlich kommen bis zu drei Millionen Menschen nach Hamburg, um diesen Zauber zu erleben.
Auch Rambo kann sich nicht sattsehen. „Ich fiebere auf diese Zeit hin und bin einfach weihnachtsverrückt“, gesteht er. „Ich schaue im Sommer Weihnachtsfilme und gehe mitten im Jahr auf Weihnachtsmessen.“ Das eigene Kostüm ließ er größtenteils von den Handwerkern des Hamburger Marktes anfertigen. Es muss besonderen Anforderungen standhalten. „Der Stoff darf nicht brennbar sein, wir arbeiten mit Pyrotechnik. Und er muss wasserdicht sein, denn ich mache das bei Wind und Wetter. Im Prinzip ist er wie ein Astronautenanzug“, sagt Rambo.
In zwei Stunden steigt er wieder in den Schlitten, erzählt von weit oben seine Geschichte über die Rentiere - und zaubert damit vielen Menschen ein Lächeln in‘s Gesicht. Seine Frau ist allerdings nicht mehr Teil der Show. „Wir haben schließlich selbst zwei kleine Wichtel. Die sollen die Weihnachtszeit zuhause verbringen“, sagt Rambo. Seine Töchter sind vier und sechs Jahre alt und wachsen mit der Familientradition auf. Zu der gehört auch, dass Papa in Hamburg dem Weihnachtsmann hilft. Oder steckt vielleicht noch mehr dahinter? Nur um das klarzustellen: Rambo, bist du der echte Weihnachtsmann? Ein Zögern und dann eine selbstbewusste Antwort: „Ich kenne keinen anderen Mann im roten Anzug, der mit seinem Schlitten über Hamburg fliegt. Du etwa?“
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